Gerhard Becker

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Wie viele englische Wörter enthält folgender Satz: "Hinweis für Oldtimer-Fahrer: Lassen Sie Ihr Handy nicht im Smoking!" Drei, zwei oder eines? Sorry, es ist keines. Denn was hier wie Englisch klingt, sind bloße Nachschöpfungen, die kein Engländer oder Amerikaner je benutzen würde, weil sie im Englischen schlicht nicht existieren.

Auf Englisch heißen nämlich der Oldtimer "vintage car", das Handy "cell phone" oder "mobile phone" und der Smoking "tuxedo" oder "dinner jacket".

Auch der Beamer, Kernstück jeder PowerPoint-Präsentation, heißt auf Englisch nicht etwa "beamer", sondern "projector". (Das gleich ausgesprochene "beemer" ist der amerikanische Slang-Ausdruck für einen BMW.) Dass das Public Viewing bei Fußball-Großereignissen auf Englisch "öffentliche Leichenschau" bedeutet, hat sich inzwischen anekdotenhaft herumgesprochen. Und auch "Showmaster" und "zappen" sind Phänomene des deutschen Fernsehens.

Warum aber erfinden die Deutschen derlei fragwürdige Vokabeln? Eine Erklärung: Weil Englisch in deutschen Ohren seit Jahrzehnten so weltläufig klingt – man denke nur an den alten Spruch "Schief ist englisch, und englisch ist modern", der angeblich auf das schief getragene Barett der britischen Soldaten zurückgeht. Und natürlich weil die Werbung englische Sprüche so cool findet…

Fazit: Allgemein gebräuchlich sind Worte wie "Handy", "Oldtimer" oder "Smoking" zwar schon – man sollte sich nur bewusst sein, dass sie deutsch sind. Engländer und Amerikaner verstehen da nur "train station"…

Wer buchstabiert, kennt die Herausforderung: gesprochen sind die Unterschiede zwischen "b", "d", "g", "t" und "p" alles andere als klar. Nun präsentieren Marktforscher den Probanden gerne Konzepte, die im Interesse der Eindeutigkeit mit Buchstaben gekennzeichnet sind. Für Kunden und Audiomitschnitt sagt dann der Moderator Dinge wie: "Und was genau gefällt Ihnen an Konzept B wie Berta besser als E wie Emil?"

Ein amerikanischer Kunde würde nun aber nur "B wie Bahnhof" verstehen, falls dem Dolmetscher nichts Besseres einfiele als "B like Berta".

Hier ist ein kompletter Transfer des Referenzsystems gefragt. Wie also buchstabiert der Amerikaner?

Zwar gibt es im Englischen kein DIN-genormtes Buchstabieralphabet wie im Deutschen (DIN 5009), aber am weitesten verbreitet ist wohl das NATO-/Flieger-Alphabet, das gerne auch in US-Fernsehserien vorkommt, und das geht so:

A Alpha B Bravo C Charlie
D Delta E Echo F Foxtrot
G Golf H Hotel I India
J Juliet K Kilo L Lima
M Mike N November O Oscar
P Papa Q Quebec R Romeo
S Sierra T Tango U Uniform
V Victor W Whiskey X X-ray
Y Yankee Z Zulu    

Damit gewappnet ist es ein Leichtes, auch schwierige Abkürzungen flüssig ins Englische zu bringen – kein "B like Bahnhof", sondern "B like Bravo"!

Dolmetscher kennen die Situation: zu dolmetschen ist eine Marktforschungs-Gruppendiskussion, sagen wir zum Thema Reinigungsmittel, und plötzlich biegt eine Teilnehmerin ab und sagt etwas von „Schweinestall“. Ihre Nachbarin macht „oink-oink!“, alle in der Runde lachen. Nur die Dolmetscherin nicht, die sich vor die Frage gestellt sieht: „Wie klingt ein Schwein auf Englisch?“

In diesem Fall geht das gut aus, denn auch im Englischen macht das Schwein „oink-oink“. Ähnlich die deutsche Kuh, sie macht „muh“, die englische „moo“.

Aber es gibt Unterschiede: Schafe machen auf Deutsch „mäh“, auf Englisch aber „baa“. Gänse machen diesseits des Kanals „schnatter“, auf der anderen Seite „gabble“. Und wo deutsche Bauern per „kikeriki“ geweckt werden, krähen ihre englischen Kollegen „cock-a-doodle-doo“, in Frankreich übrigens „cocorico“. Haben Hähne also mitgebaut am Turm zu Babel, und leiden auch sie unter alttestamentarischer Sprachenverwirrung?

Vielleicht wollen die internationalen Unterschiede bei Tierlauten aber auch nur heutige Dolmetscherinnen und Dolmetscher wach und alert halten. Und das geht auf jeden Fall in Ordnung.